Rückblick 2025 – Die Zeit der Dealmaker

Der Hype rund um das Thema künstliche Intelligenz und weiter sinkende Zinsen bescherten den Aktienbörsen im Jahr 2025 neue Rekordstände.

16. Dezember 2025
6 Minuten Lesezeit

Ein Rückblick auf die Ereignisse, die das zu Ende gehende Börsenjahr bestimmt haben

Mit einem Pappschild, das Dutzende Länder und Prozentzahlen auflistete, stellte US-Präsident Donald Trump Anfang April seine Zollpläne öffentlich vor. Für Trump war dies ein erster Meilenstein in seiner damals noch jungen zweiten Amtszeit, um die Außenhandelsdefizite der USA in den Griff zu bekommen. Investorinnen und Investoren hingegen sahen in dem Projekt das, was es war: eine Abkehr von einer globalisierten Weltwirtschaft mit Vorteilen für alle hin zu Protektionismus und Handelshemmnissen. Der „Liberation Day” war der Startschuss für ein heftiges Kursgewitter, wie es die globalen Aktienmärkte seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 nicht mehr erlebt hatten. Binnen weniger Tage verlor der Euro Stoxx 50 mehr als 12 Prozent. Der marktbreite US-Index S&P 500, der schon zuvor schwächelte, sank um knapp zehn Prozent.

Rund eineinhalb Monate später hatten die Kurse ihren Einbruch nahezu vollständig wettgemacht. Rückblickend zeigt sich: Drei Faktoren haben zu diesem rasanten Stimmungsumschwung beigetragen. Erstens erwiesen sich die Pläne der US-Regierung als wenig durchdacht. So behauptete Trump, kein Land auf der Welt ausnehmen zu wollen – aber Russland fehlte auf dem Tableau. Auch versprach er, dass die Zölle den USA durchweg Vorteile bieten würden. Doch tatsächlich zeigt sich: Sie machen das Leben für die heimischen Verbraucherinnen und Verbraucher erheblich teurer. Der US-Präsident war zudem gewohnt flexibel bei der Umsetzung seiner Pläne. So nutzte er die Strafzölle vor allem als taktisches Druckmittel, um Partnerländern Zugeständnisse zugunsten der US-Wirtschaft abzutrotzen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen glättete etwa zusammen mit der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Wogen und verhandelte zunächst einen Aufschub. Ende Juli gab es dann einen Deal zwischen der EU und den USA: Für die meisten Importe aus der Union in die USA gilt seither ein Basiszoll von 15 Prozent statt der ursprünglich vorgesehenen 30 Prozent. Im Gegenzug gewährt die EU Einfuhrerleichterungen zugunsten vieler US-Produkte. Der durch die US-Zollpolitik verursachte Schaden fiel somit – der zweite Faktor – nicht so groß aus wie vielerorts befürchtet. „Die Weltwirtschaft ist trotz einer stärker geopolitisch geprägten Realität, in der vor allem die eigene Position zählt, erstaunlich resilient geblieben“, stellte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka, fest. Und schließlich hat das Thema künstliche Intelligenz – der dritte Faktor – die Hoffnungen der Anlegerinnen und Anleger beflügelt.

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: Wette auf die Zukunft

„Ich erwarte, dass die Entwicklung der Fähigkeiten und des Fortschritts bei KI extrem steil bleibt“, ist sich Sam Altman, Vorstandschef von Open AI, sicher. Gesagt hat das der Mitentwickler von ChatGPT anlässlich des WELT KI Summit in Berlin im Herbst dieses Jahres. KI gilt aktuell an den Kapitalmärkten als Zukunftstechnologie schlechthin. Für das Jahr 2026 prognostiziert eine Studie des Marktforschungsinstituts Gartner ein Wachstum auf mehr als zwei Billionen Dollar.

Allen voran geben derzeit die Tech-Konzerne viel Geld aus, um sich in den zukünftigen KI-Märkten aussichtsreich zu positionieren. So hat Microsoft allein im dritten Quartal dieses Jahres fast 35 Milliarden Dollar in die Infrastruktur seiner KI-Projekte investiert. Ende Oktober haben Alphabet und Meta ihre Jahresprognosen für KI-Ausgaben auf bis zu 93 bzw. bis zu 72 Milliarden Dollar angehoben. Laut Meta-Finanzchefin Susan Li könnten die Investitionen im kommenden Jahr sogar noch deutlich höher ausfallen. Tatsache ist: Ein Großteil der aktuellen Investitionen fließt in den Aufbau von Rechenzentren. Denn fortgeschrittene KI-Anwendungen stellen hohe Anforderungen an IT-Ressourcen, damit sie flüssig laufen.

WIRTSCHAFT: Europa hinkt noch hinterher

Trotz Zollschock und restriktiver Einwanderungspolitik blieben die USA auch 2025 die Lokomotive der Weltwirtschaft. Nach Einschätzung der Deka-Volkswirte wächst die US-Wirtschaft im Gesamtjahr 2025 um zwei Prozent, wobei etwa die Hälfte dieses Wachstums auf den Innovations- und Investitionsschub durch KI zurückzuführen ist. Die immer wieder aufflammenden Rezessionsängste haben sich jedenfalls nicht bewahrheitet. Selbst der Shutdown bei den Regierungsgeschäften hat keine erkennbaren Bremsspuren in der robusten US-Konjunktur hinterlassen. Demgegenüber nimmt sich das von der Deka veranschlagte Wachstum von 1,4 Prozent für die Europäische Union vergleichsweise bescheiden aus. Mario Draghi, der ehemalige EZB-Präsident, hatte bereits im Vorjahr in seinem Report „Die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit – Eine Wettbewerbsstrategie für Europa“ auf 400 Seiten konkrete Vorschläge gemacht, mit welchen Maßnahmen sich der Abstand verkürzen lässt. Seine Empfehlungen kommen nun Schritt für Schritt in der Realität an.

Soweit die makroökonomischen Trends auf dem alten und neuen Kontinent. Aber wie sah es im Rest der Welt aus? Der schwache Dollar kam insbesondere den Schwellenländern zugute. So wuchs Indien 2025 mit rund sieben Prozent überdurchschnittlich stark. In der chinesischen Volkswirtschaft hingegen stehen die Zeichen auf Konsolidierung bei weiter nachlassender Dynamik. Chinas Staatschef Xi Jinping möchte das Reich der Mitte jedoch als wirtschaftlichen Gegenpol zu den USA positionieren: „Bestimmte Länder versuchen, ihre eigenen Interessen über die anderer zu stellen, was den Weltfrieden und die Stabilität gefährdet“. Der rhetorische Konter von Donald Trump ließ nicht lange auf sich warten. „Bitte richten Sie meine herzlichsten Grüße an Wladimir Putin und Kim Jong Un aus, während Sie gegen die Vereinigten Staaten von Amerika konspirieren“, schrieb der US-Präsident auf seiner Plattform Truth Social. Sowohl der Kremlchef als auch Nordkoreas Machthaber waren zu diesem Zeitpunkt Ehrengäste in Peking anlässlich einer großen Militärparade zum 80. Jahrestag der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg.

Für Deka-Chefvolkswirt Kater ist das mehr als nur Gerede. „Das Jahr 2025 markiert den Beginn einer Phase der Geoökonomie, in der sich die Weltwirtschaft begonnen hat, neu zu ordnen“, ist er überzeugt. Dabei bestimmten Unsicherheiten wie eine erratische US-Außenpolitik und geopolitische Konflikte die Tagesordnung.

GELDPOLITIK: Zurück in ruhiges Fahrwasser

In diesem Jahr konnten die Notenbanken die Früchte ihrer ehemals straffen Geldpolitik ernten. Nach der Zinswende im vergangenen Jahr setzte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Zinssenkungszyklus fort und reduzierte bis zur Jahresmitte den Leitzins auf zwei Prozent. Hauptgrund dafür sind die zurückgehenden Preissteigerungsraten vor allem für Energie und Konsumgüter. Die Zielvorstellung der EZB, eine Inflationsrate von zwei Prozent, ist daher in den vergangenen Monaten in greifbare Nähe gerückt.

Anders als die EZB agierte die US-Notenbank vorsichtiger. Weil die Inlandskonjunktur stabil läuft, Arbeitskräfte knapp sind und dies die Löhne treibt, hält sich die Inflationsrate hartnäckig bei der Drei-Prozent-Marke. Erst im September hat die Fed daher in diesem Jahr zum ersten Mal die Leitzinsen um einen Viertelprozentpunkt gesenkt. Ende Oktober folgte ein zweiter Schritt und am 10. Dezember der dritte. Seitdem liegt die Spanne bei 3,50 bis 3,75 Prozent.

US-Präsident Trump hat über das gesamte Jahr hinweg die Fed gedrängt, die Zinsen stärker zu senken, damit Kredite günstiger und die Wirtschaft angekurbelt wird. Fed-Chef Jerome Powell hat sich dem politischen Druck aus dem Weißen Haus bislang erfolgreich widersetzt.

Obwohl Trump den Fed-Chef mehrfach öffentlich beschimpfte und beleidigte und er keinen Hehl daraus gemacht hat, dass er ihn lieber heute als morgen loswerden würde: Rauswerfen kann er Powell nicht. Und erst im Mai 2026 steht turnusmäßig die Neubesetzung des Chefpostens an.

BÖRSE 2025: Schreckmoment schnell abgehakt

Die weltweiten Aktienmärkte haben ihren Aufschwung im dritten Jahr in Folge fortgesetzt. Der „Mini-Crash“ im April stellte sich als Episode heraus. Bereits zur Jahresmitte notierten nahezu alle wichtigen Aktienindizes auf einem Rekordhoch, und der Höhenflug ging in den Monaten danach ungebremst weiter. Erst zum Jahresende hin ließ die Aufwärtsdynamik etwas nach.

Die Kurse vieler europäischer Aktienmärkte stiegen dabei über weite Strecken hinweg stärker als die der Wall Street. Getrieben wurden sie von vergleichsweise niedrigen Bewertungen und einer robusten Binnennachfrage. Speziell in Deutschland beflügelten die Erwartungen an die positiven Konjunkturimpulse durch zwei Schuldenpakete für Verteidigung beziehungsweise Infrastruktur die Kurse an. Rüstungsaktien wie Rheinmetall gehörten so neben Titeln aus dem Baubereich zu den Gewinnern im DAX.

An den US-Börsen gaben weiterhin die Technologiewerte den Ton an, wobei Konzerne wie Google, Meta und Amazon nicht mehr so dominant waren wie im Vorjahr. Im Juli übersprang Nvidia als erstes Unternehmen die Marke von vier Billionen Dollar Börsenkapitalisierung. Das gelang danach auch (zeitweise) Apple und Microsoft. Im Oktober legte Nvidia dann noch einen drauf und nahm sogar die Marke von fünf Billionen US-Dollar.

Der Goldpreis hat in diesem Jahr mit einem starken Aufwärtsmomentum auf sich aufmerksam gemacht. Ein Grund dafür sind neben geopolitischen Unsicherheiten die Sorgen der Anlegerinnen und Anleger vor einer weltweiten Schuldenkrise.

Verlierer des Jahres ist der Bitcoin. Von seinem Hoch am 6. Oktober bei rund 126.000 Dollar büßte er innerhalb von eineinhalb Monaten mehr als ein Drittel seines Werts ein. Die Gründe: eine nachlassende Risikobereitschaft der Anlegerinnen und Anleger sowie eine spekulative Überhitzung des Marktes.

Quelle: fondsmagazin.de, 12/2025
Die enthaltenen Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung der Deka zum Zeitpunkt der Erstellung wieder. Diese kann sich jederzeit ohne Ankündigung ändern.

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